Gesund ernährt und trotzdem krank?

Immer öfter zeigt sich ich in der Praxis, dass Menschen sich durchaus ins Zeug legen, um sich gesund zu ernähren, auf Unverträglichkeiten achten, Bio einkaufen, selbst kochen – und doch spüren, dass es ihnen nicht so gut geht, wie erhofft. Woran liegt das?

In meiner Diagnostik beziehe ich deshalb neben anderen Möglichkeiten die Gesichtsdiagnostik und Dunkelfeldmikroskopie mit ein. So lässt sich meist schon zum ersten Termin erkennen, warum es mit dem Thema Ernährung nicht so richtig klappt. Hier zeigt sich immer häufiger, dass viele Menschen trotz Überernährung mangelernährt sind – die Nährstoffe also nicht in den Zellen ankommen.

Denn um aus guten Lebensmitteln wirklich die vorhandenen Nährstoffe zu bekommen, gibt es eine Reihe von Abläufen in unserem Körper, die den meisten nicht bewusst sind.

  1. Die Funktion von Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse ist essentiell für den weiteren Verdauungsprozess. Der Magen produziert Magensäure, die wir dringend beim Essen für die Aufspaltung von Eiweiß und die Verwertung von Eisen benötigen, zusätzlich sorgt der parallel hergestellte „Intrinsic Factor“ für eine gute Resorption von B12 im Dünndarm. Die Leber stellt die Galleflüssigkeit zur Verfügung, um Fette aufzuspalten. Die Bauchspeicheldrüse wiederum stellt Enzyme für Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißverdauung her. Zusätzlich noch Bicarbonat, um den pH-Wert im Zwölffingerdarm für die Wirksamkeit der Enzyme vorzubereiten. Nur wenn ein gut vorgekauter und enzymatisch so aufbereiteter Nahrungsbrei in den Darm gelangt, kann dieser einen Nutzen daraus ziehen. Ist dies nicht der Fall, führt das zu Gärungs- und Fäulnisprozessen. Während Blähungen nur die äußere unangenehme Erscheinung sind, belasten diese fehlerhaften Abläufe unsere Schleimhaut und können zu deren Entzündung führen. Dies schwächt ihre Barrierefunktion, was den Weg für Allergien und Unverträglichkeiten bereiten kann.
  1. Die Resorptionsfähigkeit des Darmes ist bei vielen Menschen sehr eingeschränkt. Durch Schleimhautentzündungen, Fehlbesiedelungen des Darmes, Pilze oder Parasiten oder eine mangelnde Zirkulation von Blut und Lymphe am Darm ist die Aufnahme von Nährstoffen oft nur sehr begrenzt. Das betrifft in der Regel auch zusätzlich eingenommene Nahrungsergänzungsmittel. Bei einer desolaten Darmsituation gehen daher viele wertvolle Substanzen verloren und gleichzeitig bleiben stoffwechselbedingte Abfälle im Körper zurück. Denn auch die Ausscheidung dieser ist bei einer gestörten Darmflora schlecht möglich.
  1. Fehlende Ruhe und Entspannung zum Essen tragen dazu bei, dass Verdauungsenzyme nicht ausreichend hergestellt werden und die Nahrung zu wenig gekaut wird. Unter Streß findet keine regelrechte Verdauung statt, da diese Enzyme weitgehend fehlen und der Blut- und Lymphfluß gedrosselt wird. Denn aus Sicht des Körpers brauchen wir im Flucht- oder Kampfmodus (=Stress) keine Verdauung. Wer also meist „nebenbei“ etwas isst, weil es schnell gehen muss, leidet im Ergebnis oft unter unregelmäßigem Stuhlgang und Blähungen.

Neben hochwertigen Nahrungsmitteln sind diese 3 Aspekte also äußerst wichtig, aber bei sehr vielen Patienten schon lange nicht mehr in Ordnung. Gerade die gute Zirkulation von Blut und Lymphe an allen Verdauungsorganen ist ein wichtiger Garant für deren gute Funktion. Solche Betrachtungen fallen auch schulmedizinisch leider komplett unter den Tisch. Gibt es hier grobe Fehlfunktionen, greift auch keine Darmsanierung nachhaltig. Denn auf einem schlechten Untergrund kann sich keine gute Flora halten. Zudem ist dadurch auch oft die Peristaltik, also die Eigenbewegung von Magen und Darm zur Ausführung Ihrer Aufgaben, gestört.

In der Gesichtsdiagnostik und unter dem Dunkelfeldmikroskop ergeben sich daher meist viele wichtige Erkenntnisse. Wie gut ist die Durchblutung und der Lymphfluss oder gibt es Stauungszustände? Wie effizient ist die Magenfunktion? Gibt es Leberbelastungen, Fett- oder Eiweißstoffwechselstörungen? Gibt es Hinweise auf Pilze oder Parasiten? Funktioniert die Peristaltik von Magen und Darm gut?

All diese und noch weitere Fragen ergeben im Zusammenspiel mit den Beschwerden von Betroffenen in der Regel eine gute Aussage, wo genauer hinzuschauen ist.

Was ist gesunde Ernährung?

Diese Frage stellen viele Patienten in der Praxis, weil sie oft schon selbst viel ausprobiert, aber noch bei keiner Ernährungsform so richtig „angekommen“ sind und sich zu Hause fühlen.

Aus jahrelanger Erfahrung kann ich hier nur sagen: Gesund ist das, was für jeden Einzelnen die individuell angepasste Ernährung, also „artgerecht“ ist und ihm gut tut. Weglass-Diäten, das Forcieren bestimmter Nahrungsmittel, starre Ernährungspläne etc. führen bei vielen nur zur Frustration und sind im Alltag oft nicht lange durchhaltbar.

Vom Grundsatz her ist eine lymph-freundliche Ernährung immer gesund. Die Lymphe – ebenfalls ärztlicherseits kaum beachtet – sind unsere Müllabfuhr, Teil des Immunsystems und verteilen Nährstoffe Richtung Zellen. Ein äußerst wichtiges Fließsystem parallel zum Blut, das wesentlich langsamer fließt als Letzteres und bei Überlastung mit Giften, Medikamenten, Krankheitserregern, Schwermetallen, Übersäuerung usw. ins Stocken gerät. Man kann sich das wie einen aufgestauten Fluss vorstellen, der alles, was er nicht weitertransportieren kann, ins Bindegewebe abschiebt. Die Lymphe umfließt jede Zelle, versorgt sie mit Nährstoffen und entsorgt den Zellmüll.

Lymph-freundlich ist also alles, was die Lymphe entlastet und zum fließen bringt. Das ist in erster Linie Wasser – klares, stilles und vor allem basisches Wasser. Und das ist eine basische Ernährung. Basisch sind in erster Linie die meisten Gemüse, Salate, Kräuter, alles Pflanzliche. Säfte aus Stangensellerie oder Weißkraut sowie rechtsdrehende Milchsäure aus Sauerkraut oder Brottrunk reinigen zum Beispiel die Lymphe enorm. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt kann prima mit der Einnahme basischer Mineralien unterstützt werden und zeigt schnell Wirkung. Daneben muss auf Fleisch, Fisch oder tierische Produkte – sofern man diese verträgt – nicht verzichtet werden, sie sollten aber den kleineren Teil ausmachen. Auch ein Glas Wein oder ein Stück Schokolade darf sich jeder gönnen, wenn dennoch immer im Zeitverlauf auf einen basischen Ausgleich geachtet wird.

Langfristiger Verzicht auf etwas ist also selten die Lösung – sondern die richtige Konstellation von Nahrungsmitteln aus Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten unter dem Schirm des Säure-Basen-Haushalts. Auch sollten warme Mahlzeiten zur Regel gehören.

Allergien und Unverträglichkeiten

Dieses Thema würde hier den Rahmen sprengen, doch ein Wort noch dazu: viele Menschen reagieren auch auf gesunde Nahrungsmittel oft schon mit Allergien oder Unverträglichkeiten. Diese sollten – auch wenn sie ansich gesund sind – daher zu nächst weggelassen werden, weil sie den Körper stressen. Aber auch Allergien und Unverträglichkeiten sind letztlich ein Hinweis, dass die Darmschleimhaut keine gute Barriere mehr und daher behandlungsbedürftig ist, beginnend mit einer Korrektur der Verdauungsleistung. Nach einer Sanierung der Schleimhaut und Aufbau der Flora sind dann oft Verbesserungen zu spüren. 

Wie kann ich meine Verdauungsleistung unterstützen?

Hier gibt es einfache Möglichkeiten, die jeder im Alltag umsetzen kann. Unsere Verdauung liebt es bitter. Leider werden Bitterstoffe aus vielen Nahrungsmitteln (Chicoree, Rucola, Rosenkohl etc.) herausgezüchtet, sind aber für uns lebensnotwendig. Bitterstoffe kurbeln die Produktion unserer Verdauungsenzyme an. Bei einem starken Mangel an eigenen Enzymen kann zunächst auf Enzyme zurückgegriffen werden, die man zum Essen einnimmt.

Nehmen Sie sich Zeit. Genießen Sie Ihre Mahlzeit mit allen Sinnen und kauen Sie gründlich. Das ist bereits die halbe Miete. Trinken Sie außerdem zum Essen keine größeren Flüssigkeitsmengen. Ein Glas Rotwein oder ein kleines Bier zum Abendessen ist kein Problem, aber größere Mengen Wasser, Säfte, Bier und ähnliches verdünnen die Magensäure und sind daher kontraproduktiv.

Fördern Sie nach dem Essen die Entspannung durch einen Spaziergang an der frischen Luft oder wenn es Ihnen möglich und angenehm ist, mit einem Mittagsschlaf

Wenn Sie diese wenigen Grundregeln in Ihren Alltag integrieren, haben Sie schon sehr viel getan. Gesunde Ernährung bedeutet also:

Wertvolle Lebensmittel + gute, leistungsfähige Verdauung + Zeit, Entspannung = gesunde Selbstfürsorge

Denn wie bereits Hippokrates bemerkte: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“

An der großen, tiefgreifenden Wahrheit dieser einfachen Worte hat sich bis heute nichts geändert. Die Herausforderung der heutigen Zeit liegt zusätzlich in der Qualität unserer Nahrung und in unserem Essverhalten. Doch auf beides können wir Einfluss nehmen. Und nichts ist schöner, als sich nach einer gesunden Mahlzeit auch seelisch und emotional gesättigt zu fühlen und mit einem guten Bauchgefühl den weiteren Herausforderungen zu begegnen.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema, zu Ihrer Ernährung oder andere gesundheitliche Anliegen? Dann kontaktieren Sie mich gerne hier.

Es grüßt Sie herzlich,

Ihre Anke Neumann-Roß

Sie ernähren sich gesund, fühlen sich aber trotzdem nicht fit? Sie achten auf Ihre Ernährung, haben aber trotzdem Probleme mit dem Darm, sind oft müde, antriebslos, infektanfällig, haben Hautprobleme oder Schmerzen, die einfach nicht verschwinden?