Gute Verdauung – gute Gesundheit

In vielen Kulturen gilt er als Zentrum der Gesundheit, er beherbergt den größten Teil unseres Immunsystems und er hat Einfluss auf Psyche und Stimmung – unser Darm. Inzwischen wird zunehmend der Zusammenhang zwischen Darm und Hirnleistung erforscht und erkannt. Der Darm ist – neben weiteren Verdauungsorganen wie Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse – Anfang und Ende unserer Stoffwechselkette, denn im Idealfall resorbiert er die aufgenommenen Nährstoffe zur Umverteilung im Körper und bringt gleichzeitig Abfallprodukte des Stoffwechsels zuverlässig zur Ausscheidung. Doch dieser Idealfall ist in der Praxis leider nur selten anzutreffen. Die Mehrzahl der Menschen hat größere oder kleinere Beschwerden im Verdauungsbereich. Ständige Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder wechselnder Stuhl, Übelkeit, Sodbrennen oder Schmerzen im Verdauungssystem kommen recht häufig vor. Sie sind alle bereits deutliche Hinweise auf Defizite in der Nahrungsverwertung, finden jedoch häufig in diesem Stadium kaum Beachtung. So können im weiteren Verlauf Beschwerden wie Magenschleimhautentzündung, Gallensteine, Darmpilze, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder Besiedelung mit pathogenen Keimen, Entzündungen des Dünn- oder Dickdarms auftreten bis letztlich hin zu bösartigen Erkrankungen. Auch bei den meisten Erkrankungen, die auf den ersten Blick nichts mit der Verdauung zu tun haben, findet man Störungen im Magen-Darm-Trakt.

Wie funktioniert unsere Verdauung?

Bereits das Kauen der Nahrung ist ein wichtiger Einstieg in die Verdauungskette. Mit dem Speichel beginnt die Aufspaltung der Kohlenhydrate. Je besser die Nahrung eingespeichelt und gekaut wird, umso besser wird sie weiter verwertet. Im Magen sorgt die Magensäure vor allem für die Aufspaltung von Proteinen, für die Umwandlung von Eisen in eine resorbierbare Form und der parallel hergestellte „Intrinsic Factor“ ist für die Resorption von Vitamin B12 im Dünndarm verantwortlich. Diese drei wichtigen Prozesse hängen von einer ausreichenden Magensäuresekretion ab. Im weiteren Verlauf verläßt der Nahrungsbrei den Magen Richtung Zwölffingerdarm. Hier kommt die Galle aus der Leber zur Fettaufspaltung hinzu. Auch die Bauchspeicheldrüse gibt nun ihre Enzyme für die Verdauung von Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten ab. Funktionieren diese fein aufeinander abgestimmten Prozesse  optimal, gelangt der Nahrungsbrei so gut vorverdaut in den Darm, dass dieser nach weiteren enzymatischen Prozessen die Nahrungsbestandteile über die Schleimhaut resorbieren kann. Diese werden über Blut und Lymphe dann im Körper verteilt. Außerdem entstehen dabei Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin, unsere Wohlfühlhormone. Über das darmeigene Nervengeflecht werden dann entsprechende Glücks-und Entspannungsgefühle vermittelt. Nicht verwertbares wird später ausgeschieden. Wer also regelmäßig 2 – 3 Mahlzeiten täglich zu sich nimmt, sollte daher 1 – 2 mal täglich Stuhlentleerung haben. Der Stuhl sollte gut geformt und braun, die Entleerung ohne Anstrengung sein.

Welche Anzeichen können auf eine fehlerhafte Verdauung hindeuten?

Viele Menschen haben nur alle 2 – 3 Tage oder sogar noch seltener Stuhlgang und geben dies oft als normal an, da sie es seit geraumer Zeit nicht anders kennen. Doch bei regelmäßigem Essen ist dies zu selten bzw. zu wenig, denn die ausscheidungspflichtigen Stoffe verweilen so zu lange im Körper, was Schleimhautkontamination und Resorption von Toxinen zur Folge hat. Andere wiederum leiden unter Durchfällen, das heißt mehrfach täglich dünnem bis wässrigem Stuhl, aber auch wechselhaftes Stuhlverhalten ist häufig. Beides lässt auf eine mangelhafte Verdauungsleistung schließen. Das gleiche gilt für ständige Blähungen. Auch diese deuten auf eine mangelhafte enzymatische Verwertung hin. Das heißt, der Nahrungsbrei gelangt schlecht verdaut in den Darm, so dass dieser ihn nicht resorbieren kann. Dies führt im Darm zu Gärungs- und Fäulnisprozessen, welche die Darmschleimhaut enorm belasten und Entzündungen hervorrufen kann. Eine entzündete und überlastete Darmschleimhaut wird mit der Zeit durchlässig und nimmt so ihre Barrierefunktion nicht mehr ausreichend wahr. Außerdem kann sich auf einer solchen Schleimhaut keine gesunde Darmflora halten, was die Ansiedlung pathogener Keime oder Pilze begünstigt. Selbstredend wird hierbei auch unser schleimhautständiges Immunsystem geschädigt. Parallel lässt die poröse Darmschleimhaut – auch als Leaky Gut bezeichnet – Nahrungsbestandteile passieren, die im Normalfall gar nicht oder nicht in dieser Form in die Blutbahn gelangen dürften. Infolge dessen reagiert das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern, wie auf jeden Erreger. So kann eine Allergie auf bestimmte Nahrungsmittel entstehen. Dauernde Gärungsprozesse können übrigens sogar zur Bildung von Fuselalkoholen führen, die die Leber schädigen. So können Patienten, die eigentlich keinen oder nur wenig Alkohol trinken trotzdem erhöhte Leberwerte haben.

Die beschriebene mangelhafte Verdauungsleistung und deren Folgen treffen wir in der Praxis übrigens sehr häufig an. Schnelles Essen, wenig Kauleistung, unsere „To-go“-Mentalität und große Flüssigkeitsmengen zur Mahlzeit sind meist der Standard – aber hindern unsere Verdauungsorgane daran, ausreichend Sekrete bereit zu stellen und die Nahrung maximal zu verwerten. HIER beginnen die wichtigsten Schritte der Verdauung, auf deren Qualität die nachfolgenden Prozesse angewiesen sind. Das mag sich sehr banal anhören, ist aber in seiner Wichtigkeit immer wieder zu betonen. Kommen zu schlechten Essgewohnheiten noch schlechte Nahrungsmittelqualität mit Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und Farbstoffen sowie Belastungen aus Medikamenten und anderen Umwelttoxinen hinzu, hat der Verdauungsapparat kaum eine Chance, sich zu erholen.

Entwickeln sich nun oben beschriebene Prozesse über Jahre, ohne korrigiert zu werden, können daraus chronische Krankheiten oder sogar Tumore des Verdauungstraktes entstehen. Bis es dazu kommt, sind viele Jahre vergangen, in denen man mit einfachen Maßnahmen viel für seinen Verdauungstrakt hätte tun können.

Wie kann ich Magen-Darm-Erkrankungen vorbeugen?

Hier gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die zumeist sehr einfach in den Alltag zu integrieren sind:

  • Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und legen Sie Wert auf eine vitalstoffreiche Kost guter Qualität
  • Bitterstoffe zum Essen helfen , die Bereitstellung von Magensäure und Enzymen sicher zu stellen
  • trinken Sie lieber zwischen den Mahlzeiten und verzichten Sie während des Essens auf große Mengen Flüssigkeit, vor allem mit Kohlensäure. Dies stört die Verdauungsleistung enorm und wirkt dem durch die Bitterstoffe gewünschten Effekt entgegen.
  • Basensalz einmal täglich kann den richtigen pH-Wert im Darm unterstützen, denn nur dann können die Enzyme wirken. Außerdem verbessert es den gesamten Säure-Basen-Haushalt, was häufig zur Reduktion von Sodbrennen führt.
  • Ein Leberwickel ist eine sehr effektive und dabei entspannende Methode, deren Sekretions- und Entgiftungsarbeit zu unterstützen.
  • Durch den Einbau regelmäßiger Fastenzeiten (Saft-Fasten, Intervall-Fasten, Mayr-Fasten,…) werden körpereigene Reparaturmechanismen in Gang gesetzt.
  • Eine Colon-Hydro-Therapie bringt schnell und effektiv Entlastung, reinigt den Dickdarm von Ablagerungen und verbessert den Fluss von Lymphen und Blut im Verdauungstrakt. Auch dies ein wichtiger, aber oft übersehener Aspekt, der zu mangelhafter Aufnahme und Ausscheidung führen kann.
  • Ein Darmaufbau mit passenden Probiotika ist dann effektiver.
  • Die Einnahme von Enzymen oder Curcuma-Präparaten kann bestehende Entzündungen abbauen.

So gibt es viele einfache Maßnahmen, die regelmäßig ausgeführt, dem Zentrum Ihrer Gesundheit dienen und langfristig gesundheitlichen Problemen vorbeugen können. Bedenkt man die Reichweite einer guten Verdauungstätigkeit auf die Funktion anderer Organe, die Stimmung und das körperliche Wohlbefinden, sollten wir täglich auf ein gutes Bauchgefühl achten und Symptomen früh begegnen. Seien Sie also achtsam mit Ihrer Verdauung und gönnen ihr eine gute Versorgung – so wie auch Sie gut von Ihrem Verdauungssystem versorgt werden möchten.

Haben Sie Fragen rund um das Thema Verdauung oder andere gesundheitliche Anliegen? Dann kontaktieren Sie mich gerne hier.

Es grüßt Sie herzlich,

Ihre Anke Neumann-Roß

Bereits Hippokrates, der wohl berühmteste Arzt des Altertums, äußerte den Satz „Der Tod sitzt im Darm“. Nun klingt diese Aussage zwar sehr dramatisch, doch bei genauerem Hinsehen zeigen die Erfahrungen des Praxisalltags, dass der Darm – zusammen mit den anderen Verdauungsorganen – tatsächlich entscheidend ist für unsere Gesundheit.